Fütterung bei PSSM 2 – der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden

Die Umstellung des Futters und eine lebenslange Diät sind die ersten Empfehlungen, die du im Zusammenhang mit beiden PSSM-Versionen finden wirst. Für beide Erkrankungen gelten ähnliche Fütterungsempfehlungen, die schon in kurzer Zeit positive Veränderungen bei den Pferden bewirken können. Mit der Anpassung und Optimierung machen fast alle deutliche Fortschritte oder finden vollständig zu ihrer früheren Leistung zurück. Doch wie sieht eine bedarfsgerechte PSSM 2 Fütterung aus? Wie findest du die richtige Mischung, die deinem Pferd gut tut?

Gutes Raufutter, besonders hochwertiges Heu, ist die Basis der gesunden Pferdeernährung.

Wenn du zum ersten Mal vor der Aufgabe stehst, dein Pferd PSSM 2 konform zu ernähren, scheint die Ermittlung der richtigen Futtermittel und Rationen sehr kompliziert. Schon die richtige Zusammenstellung für ein gesundes Pferd kann ja schwierig sein.

PSSM 2 Futter: die Qual der Wahl

Im Augenblick gibt es in Deutschland über 140 Futtermittelanbieter mit rund 2.300 Futtersorten und ca. 40 Basissorten. Dazu kommt eine gewaltige Palette von Nahrungsergänzungsmitteln wie Mineralstoffe, Vitamine, Öle und Kräuter. OMG! Keine Sorge, diese Informationen sind für jeden erstmal überwältigend. Der Nebel wird sich lichten.

Die Futtermittelindustrie hat PSSM 2 bereits für sich entdeckt. Es gibt von verschiedenen Herstellern mittlerweile Mischungen mit dem Hinweis PSSM 2 geeignet, getreidefrei, eiweißreich usw. Leider kann man nicht allen Aussagen blind vertrauen. Eine genaue Analyse und Rationszusammenstellung ist der Schlüssel zur Verbesserung. Dabei reagiert jedes Pferd individuell auf bestimmte Futterkomponenten und Mineralstoffe. Reiter:innen mit einer gewissen Erfahrung im Umgang mit PSSM 2 Pferden, wie Christina Wessling, raten dazu, das Pferd genau zu beobachten und auszuprobieren, mit welchem Futter, welcher Haltung und mit welchem Training, das Pferd am besten zurechtkommt.

Sieben Regeln zur Fütterung von PSSM 2 Pferden

  1. Basisfuttermittel Heu
    Rund um die Uhr ausreichend Heu zur Verfügung stellen – je nach Pferd und Leistung zwischen acht und 14 kg täglich.
  2. Wenig Kohlenhydrate/Zucker, viel Proteine/Eiweiß
    Getreide weitgehend weglassen, dafür proteinreiches Futter auswählen. Manche PSSM 2 Pferde haben einen stark erhöhten Eiweißbedarf. Sie brauchen das Doppelte bis 6-fache. (Ausnahmen sind Pferde im Hochleistungssport wie z. B. Vielseitigkeit. Hier wird Hafer und anderes Getreide zum Teil gut vertragen.)
  3. Keine Süßigkeiten wie Karotten, Äpfel, Zuckerwürfel, Brot, süße Leckerlis.
  4. Bei hoher Belastung btw. hohem Energiebedarf zusätzlich Futter mit hohem Fettanteil füttern.
  5. Weidegang wird unterschiedlich besprochen. Zum einen: Sehr gut für die Bewegung und Psyche, allerdings sollte die Weide eher mager (fruktan- und zuckerarm) sein und der Weidegang auf einige Stunden täglich beschränkt werden.
  6. Alle bekannten Genvarianten benötigen mehr Mikronährstoffe als nicht betroffene Pferde. Also Magnesium, Mangan, Zink, Selen, Vitamin E und B12 sowie die Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin. Diese Stoffe sind in einigen Mineralfuttern bereits enthalten. Bei Pferden mit erhöhtem Bedarf, zum Beispiel vor Turnieren oder Impfungen, kann die Dosierung erhöht werden. Einige Reiter:innen schwören zudem auf die Gabe von Ubiquinol – die aktive Form des Coenzyms Q10 – direkt vor dem Training.
    Es ist sinnvoll einen Bluttest machen zu lassen, um mit dem TA zu checken, ob die Leber- und Nierenwerte in Ordnung sind, bevor wild zugefüttert wird.
  7. Probieren, beobachten, aufs Bauchgefühl hören. Jedes Lebewesen reagiert auf Umwelteinflüsse anders. Also nicht nach Schema F vorgehen.

Besonderheiten:

  • Variante Px: kein zusätzliches Kalzium füttern
  • Variante P8: profitiert von allem, was den oxidativen Stress (freie Radikale) bekämpft, z.B.: Vitamin E, Alpha Liponsäure, Q10, Glutathion, NAC
    (N-Acetyl-Cystein)
  • Bei Hufrehe oder Equinem Metabolischen Syndrom unbedingt mit dem Tierarzt absprechen, bevor du hohe Dosen eiweißreiches Futter gibst.

Wie bei vielen medizinischen oder ernährungsbedingten Umstellungen, können die Reaktionen und die Verträglichkeit von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich ausfallen. Manche Sportpferde mit PSSM 2 vertragen gewisse Mengen Hafer und andere Getreidearten. Andere gar nicht. Genauso ist es mit Luzerne. Bei einigen Pferden tritt bereits sechs bis acht Tage nach der Futterumstellung eine spürbare Verbesserung ein. Andere brauchen Wochen.

Morgenstimmung, Pferde grasen auf der Weide
Gut für die Psyche: Weidegang mit Artgenossen

Foto: Louise Pilgaard, Unsplash

So kommst du zu einem PSSM 2 Ernährungsplan für dein Pferd

Nachdem ich mich durch viele Posts, Blogs und Websites durchgewühlt habe, kann ich nur empfehlen: Nutze eine erfahrene Person, die sich beim Thema Ernährung für PSSM 2 Pferde wirklich auskennt. Das kann ein Tierarzt sein, eine professionelle Futterberatung oder die sachkundige Beratung eines Futtermittelherstellers. Natürlich werden dir die Hersteller zuerst ihre eigenen Produkte empfehlen. Mittlerweile haben fast alle großen Marken ein oder mehrere Protein-Futtermischungen für PSSM 2 im Angebot. Aber Achtung: Selbst auf Websites bekannter Futtermarken finden sich zum Teil veraltete Infos zu PSSM.

Genau hinschauen und nachrechnen

Nur getreidefrei allein ist noch kein ausreichendes Kriterium. Auch bei Futtermischungen, die explizit für PSSM 2 Pferde verkauft werden, musst du dir die Inhaltsstoffe genau anschauen und nachrechnen. Oft fehlt es gerade an den wichtigsten Aminosäuren oder die Mineralisierung ist für dein Pferd nicht passend. Beispiel: Px-Pferde vertragen deutlich weniger Kalzium als die anderen Varianten.

Mit diesem Vorgehen kommst du zu einem guten Plan. Wenn du die wichtigen Informationen zusammengestellt hast, kannst du dich damit an deinen Tierarzt oder eine Futterberatung wenden.

  • Gentest machen, um die Varianten deines Pferdes zu kennen
  • Bluttest machen, um den Ist-Zustand zu kennen und um eventuelle Mängel zu erkennen sowie um Leber- und Nierenwerte zu prüfen
  • Heuanalyse – wird oft abgefragt. Ist aber schwierig, wenn dein Stall das Heu von unterschiedlichen Höfen und Gegenden bezieht
  • Gewicht deines Pferdes feststellen. Wenn keine Pferdewaage vorhanden, kannst du das Gewicht auch mit den äußeren Maßen recht genau berechnen. Siehe: Opti-Ration.de
  • Fachleute deines Vertrauens um einen Ernährungsplan bitten: Tierärzt:innen, Futterberater:innen, Hersteller-Service. Auch die Uni Leipzig bietet eine Online-Futterberatung.
  • Wenn dein Plan erstellt ist, gibt es Futtermittel, die angefüttert werden müssen. Also nicht alles von einem Tag auf den andern umstellen. Lass dich auch hier beraten!
  • Beobachte dein Pferd, wie es mit der neuen Ernährung zurechtkommt. Wenn es nicht funktioniert, probiere weiter!