Wie du PSSM 2 Symptome erkennst
Wenn du ein Pferd mit PSSM 2 reitest, können Verschlechterungen schleichend auftreten. Das Pferd wirkt wenig motiviert, irgendwie schlapp. Es kann aber auch von einem Moment auf den andern passieren, dass dein Pferd plötzlich blockiert und keinen Schritt mehr vorwärts geht.
Dein leistungsbereites, rittiges Pferd baut plötzlich ab. Schwung und Schmelz gehen verloren. Es zeigt wechselnde, unklare Lahmheiten oder geht im Schritt Pass. Es reagiert aggressiv auf Berührungen oder auf den Sattel.
Was hat mein Pferd?
Jeder verantwortungsvolle Reiter macht sich dann zunächst auf die Suche nach möglichen Ursachen für die Verschlechterung. Reitweise, Futter, Beschlag und Sattel werden geprüft. Tierärzte und Physiotherapeuten hinzugezogen. Schließlich hat nicht jedes Pferd, das durch die Halle schlurft PSSM 2. Und es können auch andere Krankheiten dahinterstecken: von Magengeschwüren, Kissing Spines bis Fissuren. Nach unseren Recherchen sind es aber leider überraschend viele.
Die Odyssee der Ursachensuche
PSSM2 hat, je nach Variante und Pferd, verschiedene, unklare Erscheinungsformen. Die Frage ist, welche Tests, Untersuchungen und Proben solltest du machen, bevor du den Gentest machst?
Bei meinem Wallach hatte ich bis zum Mai 2020 schon alles Mögliche untersuchen und behandeln lassen. Rücken, Knie, Magen. Drei Tierärzte. Drei Osteopathen und Physiotherapeuten. Zähne in Ordnung gebracht. Sattel neu angepasst. Dann fuhren wir ihn für fünf Tage in eine sehr große, renommierte Tierklinik. Hier wurde er total auf den Kopf gestellt: Röntgen, Schallen, klinische Lahmheitsuntersuchungen, Szintigraphie. Das Ergebnis: Kissing Spines an drei Stellen, irgendwas an beiden Knien, vielleicht was am ISG. Für eine genauere Diagnose hätte eine Knie-Arthroskopie gemacht werden müssen. Darauf habe erstmal verzichtet. PSSM 2 wurde nie erwähnt.
PSSM 2 Symptome können je nach Temperament und betroffenem Gen sehr unterschiedlich aussehen. Das Pferd kann von unauffällig bis nicht mehr reitbar reagieren. Auf dieser Seite findest du eine Sammlung von Phänomenen, die du vielleicht schon beobachtet hast.
Müssen Symptome auftreten?
Zum Glück gibt es auch PSSM 2 Pferde, die nie Symptome zeigen und die sportlich hoch erfolgreich sind. Doch auch bhier kann ein stressiges Erlebnis oder eine Veränderung der Routine zu Symptomen oder gar zu einem regelrechten Schub führen. Das können Auslöser sein:
– Zwangspause auf Grund einer Verletzung
– Infektionen
– nach der Umstellung in einen neuen Stall
– als Folge von Turnierstarts oder Lehrgängen
– bei Stuten nach der Rosse
Körperliche Anzeichen für PSSM 2/MFM
- Lokaler Muskelschwund; Dellen in der Muskulatur, Einkerbungen wie von einem Tritt oder einer Verletzung z.B. über den Knien, am Hals oder an der Schulter
- Harte, schmerzhafte Muskulatur an der Hinterhand, Hals und Schulter
- Schwierigkeiten Muskulatur aufzubauen
- Muskelabbau in Rücken und an der Hinterhand, trotz Training
Faszienwellen durch Verkrampfung
(Foto: Christina Wessling)
- Probleme beim Galoppieren
- Wechselnde, diffuse Lahmheiten
- bunnyhop“ Pferd fußt im Galopp mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig ab
Steife Hinterhand, schleppender Gang
- Heftige Impfreaktionen
- Steifheit in Wendungen
- Atemprobleme
- Schmerzgesicht
- Starkes Schwitzen
- Faszienwellen am ganzen Körper oder Teilen, waschbrettartige Struktur
In schweren Fällen bzw. bei RER:
- Verfärbung des Urins braun bis Cola-farben (Muskelzerfallsprodukte)
- Nierenversagen – siehe auch
Verändertes Verhalten beim Reiten
- Faul, triebig, klemmig, klamm und unmotiviert, an Longe und unterm Sattel
- Matt und lustlos
- Abruptes Stehenbleiben
- Panikmodus, explosives Verhalten, wie z. B. Durchgehen, Zucken, „Durchstarten“
- Steigen
- Zähneknirschen
- Koordinationsprobleme im Galopp (umspringen, ausfallen, springt keine Wechsel mehr)
- Widersetzlich beim Versammeln
- Allgemeine Trainingsintoleranz
Veränderte Psyche: aggressive und depressive Pferde
Durch PSSM 2 hat das Pferd häufig massive Schmerzen, fühlt sich schlapp und unwohl. Das führt oft zu einer deutlichen Wesensveränderung, die Besitzer: innen wahrnehmen und die oft nicht erklärbar sind.
Depressives Verhalten
Depressionen sind beim Pferd nicht normal. Sie wurden bislang nur beobachtet, wenn Pferdefreunde getrennt wurden oder eine Stute ihr Fohlen verliert. Die Anzeichen: teilnahmslos, appetitlos, kein Interesse an der Umwelt, Ohren nach hinten (nicht wie bei Aggression), hängender Kopf, trauriger Gesichtsausdruck.
Aggressives Verhalten
Aggression zu zeigen ist bei Pferd normal, z. B. unter Hengsten oder um den Rang in der Herde zu klären. Es ist nicht normal, wenn das Verhalten neu und grundlos auftaucht. Drohen und Angriffe gegen Menschen oder andere Pferde, Ohren anlegen, Ausschlagen, Beißen, Unmut beim Anfassen, Putzen und Satteln.
Quellen:
https://cvm.msu.edu/research/faculty-research/comparative-medical-genetics/valberg-laboratory/type-2-polysaccharide-storage-myopathy
http://equiseq.com/learning_center/health/recurrent-exertional-rhabdomyolysis-rer
https://www.tierspital.uzh.ch/de/Pferde/Pferdemedizin/Dienstleistungen/Muskel/1-PSSM.html#:~:text=ECEIM%2C%20Dipl%20ACVIM-,Behandlung%20von%20PSSM,Eine%20Heilung%20gibt%20es%20nicht
Christina Wessling, Zoom-Info Call zu PSSM2, 02. +16. März 2022 sowie 24. April 2022