Eine Herzensangelegenheit, meine Mission

Mit dieser Initiative möchte ich alle ansprechen, die sich mit Pferden, Pferdesport und – gesundheit beschäftigen und ihnen eine Anlaufstelle geben. Die Informationen und Empfehlungen dieser Seite beruhen auf ausgiebigen Recherchen, Gesprächen mit Fachleuten, eigenen Umfragen und persönlichen Erfahrungen. Da es noch wenige Studien zu PSSM2 und Equinen Myopathien gibt, werde ich in meinem Blog konstant neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse sammeln und fortschreiben.

Weiterhin werde ich nach sachkundigen Tiermediziner: innen, Futterberater: und Ausbilder:innen suchen, die sich seriös und gewissenhaft mit PSSM 2 beschäftigen und diese unter „PSSM“-Experten“ vorstellen. Die Liste wird ebenfalls kontinuierlich erweitert. Für Hinweise meiner Leserschaft bin ich jederzeit aufgeschlossen. Bitte schickt mir Vorschläge für Personen, die euer Vertrauen genießen. Nicht zuletzt werden wir auch in Zukunft mehr Stallbetreiber brauchen, die eine PSSM 2 gerechte Unterbringung und Versorgung anbieten. Auch hier werden Tipps gerne entgegen genommen.

Auf dieser Seite erzähle ich meine persönliche Geschichte. Nach vielen Jahren Reiten und über 25 Jahren mit eigenen Pferden mache auch ich diese Erfahrung zum ersten Mal. Ich möchte mit dieser Seite allen Betroffenen Mut machen und Hoffnung geben. PSSM2-Pferde können gesund und symptomfrei durchs Leben traben. Sie können im Sport und – mit Bedacht – auch bedingt zur Zucht eingesetzt werden. Wie Christiane Wessling es ausdrückt: „Euer Pferd wird dadurch nicht „entwertet“.“
Was du dazu brauchst, damit die Umstellung gelingt? Eine positive Einstellung, ausreichend Wissen, angepasstes, konsequentes Management und eine deutlich höhere Sensibilität für dein Pferd. Du kannst die Diagnose PSSM2/MFM als Chance sehen, um die Haltung, das Training und die Ernährung deines Pferdes immer weiter zu optimieren. Und dein reiterliches Geschick und Gefühl stetig zu verbessern.

Herzliche Grüße, Petra

Zwei großartige Pferde: n/Px und n/P2, Px/Px

Reiterin auf galoppierendem Pferd, Reithalle
Byron Bay vor der PSSM2 Diagnose

Byron Bay –
Wesensveränderung, Blockaden und unklare Lahmheiten

Der große, bildschöne Fuchs von Belissimo hatte es mir durch seine ruhige, menschenfreundliche Art sofort angetan. Ich war gerade auf der Suche nach einem Dressurpferd und da stand er – und war zu verkaufen. Gerade achtjährig, weit ausgebildet und völlig unerschrocken. Das passte alles recht gut. Bis auf den Preis, da musste ich deutlich tiefer in die Tasche greifen. Aber nach einigen Proberitten war ich verliebt. Die große Ankaufsuntersuchung war ohne Fehl und Tadel. Supi. Ich konnte es kaum abwarten, jeden Tag in den Stall zu kommen.

Dann gab es so ein kleines Malheur mit den Hinterhufen. Die Eisen hielten einfach nicht. Jeden zweiten Tag klapperte es hinten. Immer wieder musste nachbeschlagen werden bis kein Nagel mehr hielt. Byron musste barfuß gehen. Leider vertrug er das nicht. Am nächsten Morgen kam er stocklahm aus der Box – Huflederhautentzündung. Es folge eine Pause von sieben Wochen mit Hufschuhen und Koppelgang. Danach hatte ich ein anderes Pferd. Er giftete nach Pferden und Menschen aus der Box. Beim Anlongieren lief er klamm und ungleich. Bei zweiten Mal Reiten blockierte er, bremste ab und ging keinen Schritt mehr vorwärts. Das lag, laut Bereiter, nur an meiner „zu schwachen“ Reitweise. Mit langer Gerte und ein bisschen Gewalt lief der Wallach wieder. Aber nie so wirklich locker und gehfreudig. Der Tierarzt wurde konsultiert. Zwei Physiotherapeuten beauftragt. Neuer Schmied. Neuer Sattel. Die Probleme blieben.

Der Wallach zeigte praktisch alle Symptome. Die Fachleute waren ratlos.

Es war mal besser, mal schlechter, aber nie wieder gut. Byron ging immer häufiger Pass, selbst am langen Zügel im Gelände. Er sprang die Wechsel nicht mehr sauber durch, hoppelte im Galopp und zeigte vor allem im Umgang deutlichen Widerwillen. Putzen, Satteln und Berührungen wurde ihm zunehmend unangenehmer. Diese Verschlechterung machte mir großen Kummer. Ich konnte mir keinen Reim auf all das machen.
Der Wallach ging zunächst nicht wirklich lahm. Also wurde erstmal der Rücken behandelt – Pause. Nach der erneuten Schonzeit trat die Lahmheit klarer hervor. Hinten links lies er das Hinterbein deutlich schleifen. Als Nächstes wurde das Knie behandelt – wieder eine Pause, nur Schritt führen war erlaubt. Ein Magenmittel (Gastrogard) habe ich prophylaktisch verabreicht – ohne Verbesserung. Bei jedem neuen Versuch Byron wieder anzureiten, wurde ich verzweifelter. Mein Pferd war lustlos und zäh. Dann begann er beim Reiten nicht nur zu blockieren, sondern „full speed“ durchzustarten. Scheinbar aus heiterem Himmel. Zwei weitere Tierärzte wurden geholt. Akupunktur. Neuer Sattel. Ich zog einen neuen Bereiter und Ausbilder hinzu. Allgemeine Ratlosigkeit. Irgendwann haben wir ihn eingepackt und in eine sehr große, bekannte Tierklink gefahren und fünf Tage auf den Kopf stellen lassen: Röntgen, Schallen, Szintigrafie. Das Ergebnis: „Kissing Spines an drei Stellen, unbestimmte Veränderung an beiden Knien, vielleicht was am ISG. Genau könne das nur die Arthroskopie ergeben.“ Das war im Mai 2020. Die Vermutung es können PSSM2 sein, wurde nie geäußert.

„Wer wirklich ein Meister der Reitkunst werden will, muss neben vielen anderen guten Gaben auch über die verfügen, dass ihm schon die Bewältigung von Schwierigkeiten an sich Vergnügen macht und seine Stimmung nicht nur nicht getrübt, sondern dadurch sogar noch gehoben wird.“

Gustav Steinbrecht

Byron war nach dem Klinikaufenthalt und der langen Pause so genervt, dass ich beschloss, ihm eine Auszeit zu gönnen. Er kam auf eine 30 ha große Koppel im Spessart in eine gemischte Herde. Dort steht er bis heute. Seit April habe ich seine Diagnose: n/Px. Jetzt plane ich, ihn noch einmal anzutrainieren. Im gleichen Aktivstall wie Angel. Aber das ist die zweite PSSM 2-Geschichte, die ich euch im Blog weiter erzählen werde.

Pferd auf der Koppel, Frau
Sabbatical für Byron

Royal Angel –
im Umgang freundlich und entspannt, beim Anreiten explosiv

Royal Angel zeigte sich im Umgang als nervenstark und anhänglich. Das Pferd hatte keine Vorerkrankungen und keine schlechten Erfahrungen gemacht. Und zugegeben: Ein bisschen hatte ich mich einfach in die hübsche Stute verknallt. Mitte 2021 habe ich sie – wie gesehen – gekauft. Wir begannen uns erstmal vom Boden aus kennenzulernen und miteinander zu arbeiten. Sie gewöhnte sich schnell ans Longieren, an die Doppellonge, an den Sattel und hängende Bügel…. Aber jede Bewegung auf ihrem Rücken oder von hinten oben löste Panik aus.

Aber als wir im Spätsommer dann mit Anreiten begannen, war Angel unter dem Reiter sehr aufgeregt. Eine junge, unerschrockene Reiterin machte das recht gut und ließ sich auch durch Angels „explosive Episoden“ nicht aus der Ruhe bringen. Ich selbst saß in dieser ersten Zeit nur drei Mal im Sattel – mit Führen, an der Longe. Die Stute gab mir ein so unsicheres Gefühl, dass ich es mit der Angst bekam. Sie war sehr angespannt, wie eine kleine, schwarze Bombe, kurz vor der Explosion. Jede Reiterbewegung, selbst leichtes Klopfen am Hals, konnte einen Satz nach vorn auslösen.

Schwarzes Pferd, Dressurpferd, Halle
Nach der Diagnose und der Umstellung klappte das Anreiten von Angel – endlich.

Bei zwei Ritten, noch in der Longierhalle, jeweils nach dem Handwechsel von links nach rechts, geriet die Stute total in Panik. Sie galoppierte los und war kaum noch einzufangen und zu beruhigen. Ich fühlte mich überfordert. Das Risiko für das junge Mädchen war mir zu groß. Ich entschloss mich, An gel zu einer Pferdewirtschaftsmeisterin in Beritt zu geben, die auf Jungpferde spezialisiert ist.

Kein gutes Gefühl im Sattel

Im neuen Stall ging die Arbeit für Angel richtig los. Sie wurde forsch longiert, ging einmal die Woche Freispringen (was sie liebt) und nach einer Woche begann der Beritt. Aber auch die routinierte Berufsreiterin war überrascht, wie „zuckig“ und „elektrisch“ die Stute unter dem Sattel war, trotz regelmäßiger Arbeit und sachkundigem Vollberitt. Auch die Pferdewirtschaftsmeisterin könnte ihr Verhalten nicht zu erklären und auch sie hatte beim Reiten kein gutes Gefühl. Angaloppieren oder auf dem Außenplatz reiten? Nein danke! Erstmal nicht.

Nach der ersten Rosse, früh im Jahr, hatte Angel dann einen ersten, richtigen Schub. Sie konnte sich an Longe kaum mehr im Trab bewegen. Der Rücken bretthart. Sie lief steif und schmerzhaft. Am Hals hatte sie Muskeldellen. Der Beritt wurde gestoppt. Wir waren wiedermal ratlos.

Im März 2022 hörte ich zum ersten Mal den Begriff PSSM 2

Zum Glück hatte eine Züchterin ihr Pferd ebenfalls im gleichen Stall in der Ausbildung. Sie schaute die Stute nachdenklich an, fragte nach der Abstimmung und meinte – sehr vorsichtig – ob ich schon von dieser Erbkrankheit PSSM 2 gehört hätte. „Von was?“ fragte ich völlig ahnungslos zurück. Herzlichen Dank, liebe Andrea Bechheim, für den wertvollen Hinweis. Nachdem ich anfing zu recherchieren, die Videos mit Christina Wessling anzuschauen und mir die Symptome zusammengesucht hatte, war mir klar: Das muss es sein! Ich schickte noch am gleichen Tag die Haarproben zu generatio. Mir fiel ein, dass eine liebe Reiterfreundin, kurz vorher auch diese Diagnose bekommen hatte, nach endlosen Untersuchungen, Tests und Behandlungen. Sie hat mir sehr viele Tipps gegeben und immer wieder weitergeholfen. Außerdem stand sie mit ihrem Wallach schon in dem Aktivstall, in dem ich dann mit Angel im April eingezogen bin. Ein großes Dankeschön an Bianca Schiebenes für all die vielen Ideen, Links und Kontakte und ihren Einsatz für ihr Pferd (vierfach Träger).

Endlich – ein Fortschritt

Mittlerweile bin ich soweit, dass ich meine Geschichte mit Royal Angel als Erfolg sehe. Das ganz große Glück war, dass ich Selina, eine junge, unerschrockene Bereiterin, für den dritten Anlauf mit Angel gewinnen konnte. Sie hat das Anreiten mit viel Gefühl und Geduld gemeistert. Der Aktivstall, eine noch bessere Futteranpassung und die regelmäßige Arbeit haben Früchte getragen. Die Stute ist zwar immer noch extrem sensibel, wird aber immer entspannter unter dem Reiter und findet Vertrauen in die Hilfen.

Unser „Vorher-Nachher“ könnt ihr unter „Erfolgsgeschichten“ nachlesen.